Endlich geht es los, vor 14 Tagen wussten wir wegen Corona noch gar nicht wo wir unseren 3wöchigen Urlaub verbringen werden. Dann ging´s ganz schnell, Namibia hat am 21. Oktober seine Grenzen geöffnet und bei uns die Anspannung ins Unermeßliche steigen lassen. In Windhoek werden wir mal ganz tief durchatmen. In Zeiten von Corona ist es mittlerweile gar nicht mehr selbstverständlich so eine Reise antreten zu können.
Nach der für Namibiareisende fast obligatorischen Einkehr im Joe´s Beerhouse und einer ersten Nacht in Windhoek, Besprechung mit der Touragentin und Übernahme des Toyota Hilux wollen wir uns gar nicht lange in der Hauptstadt aufhalten. Wir besuchen die Christuskirche, den naheliegenden Park alles nur von aussen - da geschlossen - ebenso das gegenüber der Kirche sehr umstrittene Unabhängigkeitsmuseum. Dann hält uns nichts mehr und wir fahren teils auf der Hauptstrasse und auch auf schönerer Nebenstrecke rund 300km zur Kalahari Anib Lodge, wo wir am Pool einen ersten Sonnenuntergang erleben.
Frühmorgens geht´s raus mit unserem Guide in die Kalahari, selbst fahren ist hier nicht erlaubt - ich würde mich da auch sicher gleich verfransen. So schön alles angerichtet ist, die Sonne mag ausgerechnet heute nicht durch die Wolken kommen. Naja, was soll´s. Dafür sehen wir einige Tiere, das zarte Steinböckchen, schwergewichtige Elenantilopen, Giraffen , Strauße oder auch Oryxantilopen samt Nachwuchs. Und....es wird so richtig kalt im offenen Safarifahrzeug, da werden die Stunden lang.
Knappe 300 km weiter südlich liegt der Ort Keetmanshoop. Nicht weit davon befindet sich der Köcherbaumwald. Diese eigenartigen Pflanzen, die zu den Aloen gehören bilden hier den einzigen waldartigen Bestand weltweit. Besonders bei Sonnenauf- und untergang ein Erlebnis par excellence. Die Köcherbaume, sowie der nahegelegene Giant´s Playground befinden sich auf der Farm Gariganus, wo auch Waisenkinder gehalten werden (z. B. Geparden, Erdmännchen)
Wenn man schon in der Gegend ist, dann will man auch die Wildpferde besuchen. Etwa 20 km südlich von Aus befindet sich die alte Wassertankstation von Garub. Vor ungefähr 100 Jahren sind in den Kriegswirren Pferde der südafrikanischen Armee und der deutschen Schutztruppe in die Namib entkommen. Da bald darauf in Kolmanskop die ersten Diamanten gefunden wurden ist ein riesiges Gebiet zum Sperrgebiet erklärt worden. Die verwilderten Hauspferde hatten somit ihre Ruhe und konnten nur deshalb überleben, da sich in Garub eine große Tränke befindet. Zudem mussten sie sich an die harten Wüstenbedingungen der Namib anpassen. Von dem Bohrloch wurde auch Wasser für die Dampflokomotiven der Eisenbahn nach Lüderitz entnommen. Leider sind die Pferde aufgrund einiger massiver Dürrejahre in ihrem Bestand stark gefährdet.
Wir fahren weiter auf der bequemen C13, dann auf der manchmal sehr sandigen Piste D707, da sind wir erstmals über unseren Allrad sehr froh. Wir fahren viele km ohne auch nur einem einzigen Menschen zu begegnen auf dieser endlosen kurvenlosen Straße. Linkerhand immer die Namib Naukluft, rechts die fast 2.000 m hohen roten Granitberge der Tiras Mountains. Das letzte Stück gehts auf der Piste neben vielen Oryxantilopen, Springböcken und einem Schakal, der die Piste überquert. Auf der Namtib Desert Lodge werden wir überschwenglich empfangen, wir sind die einzigen Gäste. Wir fühlen uns pudelwohl, sind begeistert von der traumhaft schönen Landschaft und machen eine kleine Abendwanderung um den Sonnenuntergang über der Namib in vollen Zügen zu geniessen.
In den frühen Morgenstunden unternehmen wir eine kleine Wanderung im Umfeld der Lodge, einen Bericht davon zeigen wir euch in der Rubrik WANDERN UND NATUR. Nach dem tollen Frühstück verabschieden wir uns von unseren Gastgebern, die uns auch noch auf den Weg mitgeben, dass es nach ca. 30 km sehr sandig wird. Wie recht sie haben, wir kommen uns auf der 2 km langen Etappe vor wie in einer Bobbahn. Tiefsand vom Feinsten, wenn du da hängenbleibst findet dich möglicherweise den ganzen Tag niemand. Dies nur zum Thema Verkehrsaufkommen. Von Betta aus machen wir noch einen Abstecher zum Schloß Duwisib, ehe wir entlang der Nubibberge Sesriem, das Tor zur berühmten Dünenlandschaft der Namib erreichen.
Wir campieren zwischen den beiden Eingangstoren und dürfen daher auch um eine Stunde früher hinein in den Nationalpark. Ansonsten hätte man keine Chance den Sonnenaufgang auf der Dune 45 (was soviel bedeutet wie 45 km nach dem Eingang vom Tor in Sesriem Richtung Sossusvlei) zu erleben. Der Aufstieg durch den weichen Sand dauert nicht allzu lange, dennoch muss man sich beeilen um das Ereignis nicht zu verpassen. Das Ganze ist naturgemäß ein Spektakel, besonders für Fotografen Hinab nehme ich die Direttissima, geht blitzschnell und beschert neue interessante Blickwinkel. Anschließend fahren wir weiter bis zum Ende der Asphaltstraße, das ist ein besonderes Erlebnis, fährt man da angeblich an den höchsten Dünen der Welt vorbei. Bevor wir uns weiter nach Sossusvlei wagen machen wir eine einsame Wanderung ins Hiddenvlei.
Wir machen eine tolle, wenn auch mühsame Wanderung vom Parkplatz zum Hiddenvlei. Das Wort Vlei bedeutet Salzpfanne und in einem sehr regenreichen Jahr, was bestenfalls alle 10 Jahre vorkommt gibt es hier Wasser. Genauso wie im ca. 4 km entfernten und berühmten Deadvlei stehen hier im Vlei abgestorbene Kameldornbäume. Die Bäume des Deadvlei gehören zu den absoluten Top-Sehenswürdigkeiten von Namibia und sind normalerweise recht gut besucht. Heute sind wir im Hiddenvlei, das allerdings wesentlich mühsamer zu erreichen ist, ganz allein unterwegs und auch im Deadvlei ist sehr wenig los. Allein besteige ich auch noch (bis kurz vorm höchsten Punkt) den Big Daddy, eine riesige Düne, da wird´s dann um die Mittagszeit schon sehr heiß. Einen ausführlicheren Bericht dieser Wüstenwanderungen gibt´s dann in der Rubrik WANDERN UND NATUR.
Am Nachmittag weht in Sesriem ein Sandsturm, der uns ziemlich zu schaffen macht. Einerseits liegen die Temperaturen ohnehin weit über 40° im Schatten - nur wo gibt´s diesen? Andererseits sind wir noch so verschwitzt von der Dünentour und ich mache den Fehler ins Zelt zu flüchten, während Ursula ihr Heil im kühleren Waschraum sucht. Der Temperaturbereich liegt im Zelt geschätzt bei 70° + Aufguss in der Sauna. Die wenige Bekleidung ist zum Auswinden, wir sind froh, das unbeschadet zu überstehen.
Wir verlassen das Oshana Camp, bleiben aber noch in Sesriem um den nahen Sesriem Canyon zu durchwandern, davon mehr auf WANDERN UND NATUR.
Am Weg nach Walvis Bay kommen wir auch in Solitaire vorbei. Dies ist ein Verkehrsknotenpunkt mit Flugfeld, Tankstelle, Lodge, Zeltplatz, was zu essen gibt´s. Seit geraumer Zeit übrigens auch eine Bäckerei, die Apfelkuchen sind so lecker, dass diese sogar im Lonely Planet und anderen Reiseführern Erwähnung finden. Zudem uralte (Schrott)autos, die auch so manche Postkarten und Reiseführer zieren.
Bizarre Landschaften, gefürchtete Fahrstrecken liegen vor uns. Klingende Namen für Namibiareisende wie Gaubpass oder Kuiseb Canyon. Wirklich schwierig ist es heute nicht (soll nicht immer so sein), aber gewaltig schön. Die Landschaften verändern sich ständig von flachen Ebenen mit einzelnen kleinen Hügeln bis zu geologisch hochinteressanten, schwarz/braunen Bergen, Schluchten, dann die Küste, wo wir erstmals das Meer erblicken. In der Lagune bei Walvis Bay beobachten wir Flamingos und andere Vögel, besuchen eine der größten Salzgewinnnungsanlagen Afrikas und erreichen schließlich die zweitgrößte Stadt von Namibia, Swakopmund, wo die Dünen der Namib bis zum Stadtrand reichen.
Swakopmund besticht durch die deutsche Kolonialarchitektur und die Lage an der Westküste. Bedingt durch den täglichen Nebel vom Meer herrschen hier für namibische Verhältnisse ungewöhnlich niedrige Temperaturen. Als Badeort ist Swakomund auch nicht das Gelbe vom Ei, der Benguelastrom schaufelt stets Wasser aus antarktischen Gewässern an die Küste Namibias und die Wassertemperaturen erreichen auch in der wärmeren Zeit selten mehr als 15°.
Swakopmund hat aber auch sehr schöne Gartenanlagen und als eine der Hauptsehenswürdigkeiten die Landungsbrücke "Jetty".
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